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The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens

Ist der 72-jährige Bassist Steve Swallow ein neuer Stanley Clarke? Sound und Technik des Openers „Heute Loiter“ erinnern an Clarks 70er-Jahre-Smash-Hit “School Days”. Aber das ist nur der Einstieg. Weiter geht es auf „Internationally Recognised Aliens“ – dem zweiten Album der amerikanisch-englischen Supergroup The Impossible Gentlemen – mit einer entspannten Pauschalreise durch die Fusion-Jazz-Geschichte.
Gitarrist Mike Walker scheut sich nicht vor eingängigen Versatzstücken, die auch bei Hardrockbands überzeugen. Das gelingt ihm jedoch auf einem Niveau, das nur wenige Popklampfer erreichen. Der 50-jährige Engländer spielte in den letzten Jahrzehnten mit extrem unterschiedlichen Musikern – von Kenny Wheelers nicht nur handwerklich präziser Bigband bis zum manchmal nervtötenden Experimental-Sponti Bill Frisell. Auffällig: Bei den meisten Stücken – ausschließlich Eigenkompositionen – wird das harmonische Geschehen durch die musikalische Dominanz des spielfreudigen Manns aus Salford geprägt. Streckenweise erinnert er mit seinen blueslastigen sich manchmal überstürzenden Läufen an den frühen Larry Coryell.
Impossible Gentlemen Aliens CoverSchlagzeuger Adam Nussbaum, der schon mit Sonny Rollins und Stan Getz zusammen arbeitete, passt sich allen Kompositionen sachdienlich an, überzeugt mit einer routinierten Mixtur von klassischer Begleitung bis zu widerborstiger Synkopisierung, die aber den musikalischen Workflow nie ins Schleudern bringt.
Ruhepol ist das Ex-Piano-Wunderkind Gwilym Simcock, das auch in hektischen Stücken zeigt, wie übersichtlich extrem schnell gespielte Passagen sein können. Der Walliser beweist mit einer breiten Palette von Modern Jazz bis Elektrofunk, dass solide Technik nie ein Holzweg ist.
Das neue Bandmitglied Steve Rodby bringt nicht nur Qualitäten als Bassist sondern auch als Produzent ein und ist für die an Talenten nicht arme Formation ein zusätzlicher Volltreffer. Drei Stücke („Modern Day Heroes“, „Heute Loiter“, „Love In Unexpected Places“) wurden von Simcock und Walker gemeinsam geschrieben. Im Vergleich zum Debütalbum aus dem Jahr 2011 wirkt das Klang- und Ideenspektrum Produktion stark erweitert.
Vom Aufbau her sind die meisten Kompositionen gediegene Handarbeit ohne irgendwelche Innovationsschnörkel. Doch gerade das überzeugt – belegt in seiner rezeptionsfreundlichen Perfektion wie extravagante Technik auch auf altbekannten Wegen zu bislang unentdeckten musikalischen Ufern führen kann. Und vor dem geschäftstüchtigen Stanley Clarke – der häufig mit dem Ex-Police-Trommler Stuart Copeland durch die Lande zieht – braucht sich diese vielseitige aber stilistisch immer wieder erkennbare Formation sowieso nicht zu verstecken.
Willy Theobald

Label: Basho Records/Rough Trade

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