Fjarill: Tiden

Fjarill: TidenManchmal im Leben passt es einfach. Menschlich, musikalisch, atmosphärisch. „Ainos Gesang hat damals etwas ganz tief in mir berührt“, erinnert sich Hanmari Spiegel an ihre erste Begegnung mit der schwedischen Sängerin und Pianistin. „Da klang eine Ehrlichkeit und Klarheit durch, die ich aus meiner südafrikanischen Heimat kannte und liebte.“ Und als kurz darauf für einen Weihnachtsbasar ein paar Musiker gesucht wurden, ward aus dem Fan und der Künstlerin urplötzlich ein Duo. „Das hat richtig Spaß gemacht, wir haben einfach improvisiert, und doch
war es gleich wie in einem großen, vertrauten Fluss…“
Was im ersten Moment erstaunt: Immerhin ist die eine auf einem Hof bei Dalarna im hohen Norden aufgewachsen, während die andere ihre Kindheit 12.000 Kilometer entfernt auf einer kleinen Farm nahe Pretoria verbrachte. Bis eines Tages die Liebe beide an die Elbe verschlug und sie sich auf jenem Weihnachtsbasar über den Weg liefen. Acht Jahre ist das nun her –  heute schweben die Wahlhamburgerinnen als Duo Fjarill gemeinsam auf einer großen, unwirklich schönen musikalischen Welle. Denn mögen die beiden auch von verschiedenen Enden der Welt kommen, so „eint uns doch die Liebe zu wunderschönen Harmonien und aufrichtigen Gefühlen in unserer Musik“, hat Hanmari schon bei ihrer ersten Begegnung festgestellt.

Ein Gefühl, das die beiden einmal mehr auch auf ihrem neuen, fünften Album „Tiden“ Musik werden lassen: Moderne Folk-Pop-Klänge von intensiver Schlichtheit, die wunderbar entspannt, ja manchmal wie gehaucht dahinströmen, leicht, fast schwebend begleitet neben Klavier und Violine von Bass, Gitarre, Horn und Akkordeon. Und auch wenn die Kammerfolkelfen diesmal dem Tingvall Trio-Schlagzeuger und Ehemann bzw. Schwager Jürgen Spiegel gestattet haben, statt der bloßen Hand wieder zu seinen Sticks zu greifen, schränkt das rhythmische Korsett doch an keiner Stelle die poetisch-melancholischen Klangwege ein: Die Zeit („Tiden“), nach ruhigen und leisen Momenten zu suchen, nimmt sich das Duo einfach.

Wobei selbst ihren wehmütigen Stimmungen immer auch ein hoffnungsfroher Sonnenstrahl entspringt. So kann sich nicht nur ihr feinsinniges Spiel mit Dur und Moll aufs Neue gar wunderbar entspinnen, sondern auch das mit Brust- und Kopfstimme. Und gerade der Gesang Löwenmarks lässt niemanden unberührt – und das, obgleich kaum einer hierzulande die Texte versteht, singt doch die 41-Jährige in ihrer Muttersprache: „Das klingt viel schöner als auf Englisch oder Deutsch – und wen’s interessiert: Es gibt ja in Deutschland so viele Volkshochschulen…“

Eine kesse Pippi-Langstrumpf-Frechheit – und doch ebenso treffend wie die nachdenklichere Anmerkung ihrer zwei Jahre jüngeren Violin-Partnerin: „Wenn du den Text nicht verstehst, öffnet sich dein Herz viel mehr für die Musik.“ Es geht Fjarill eben nicht darum verstanden, sondern gefühlt zu werden.

Christoph Forsthoff

Label: Edel

Videos rund ums neue AlbumFjarill-Konzert in Hamburg
CD-Kritik: Live in Hamburg

Konzerte:
15.11.13 Trittau
16.11.13 Lübeck
14.01.14 Kiel
19.01.14 Bremen
22.01.14 Nürnberg
23.01.14 München
24.01.14 Reutlingen
26.01.14 Freiburg
31.01.14 Leipzig
01.02.14 Magdeburg
02.02.14 Dresden
05.02.14 Köln
06.02.14 Frankfurt
07.02.14 Heidelberg
09.02.14 Hamburg
21.02.14 Bielefeld

Veranstalter: Karsten Jahnke

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